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Führung in Teilzeit und Co-Leadership bei SAP

Führung in Teilzeit und Co-Leadership bei SAP

Ein Interview mit Nina Straßner

Worin bestehen die Chancen und Vorteile, die diese Konzepte mitbringen?

Maximale Flexibilität für Mitarbeitende. Der Arbeitsplatz muss sich unserem Leben anpassen, nicht umgekehrt. Dafür ist das Konzept bilderbuchgeeignet, weil es so viele Facetten hat, dass die Individualität der Lebensentwürfe fast automatisch davon profitiert. Co-Leader sind Wegbereiter, denn das Konzept überwindet Raum und Zeit, Standorte und Zeitzonen und somit die ein oder andere kulturelle Herausforderung. Generationen, Geschlechter, Typen, Kulturen werden zusammengebracht. Es ist sozusagen das Schweizer Taschenmesser der Arbeitstechniken.

Welche Voraussetzungen braucht es für ein funktionierendes Modell für Führung in Teilzeit und Co-Leadership?

Beides ist zunächst einmal wie eine gut überlegte Reise. Es beginnt bei einem selbst und einer sorgfältigen Reflektion des Modells und der Klarheit darüber, wie man die ersten Kilometer bewältigen will. Weniger als 80% Arbeitszeit in Führung gehen bei uns in Richtung Co-Leading-Konzept. Dort braucht es dann den richtigen Reisebuddy für das Gelände, die Witterung und die Fähigkeiten, die sich gut ergänzen. Gemeinsam mit HR und den Teams muss dann auf dem weiteren Weg beobachtet werden, was funktioniert und was nicht. In so einer Partnerschaft gibt es eine Grundkomponente, ohne die es nicht geht, und das ist Vertrauen und das Commitment, gemeinsam an ein und demselben Ziel zu arbeiten. Das gilt für Führung in Teilzeit im Hinblick auf das Team genauso wie beim Co-Leadership.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema bei SAP gemacht? Was läuft (sehr) gut und welche Herausforderungen müssen adressiert werden?

Hier ist Führung in Teilzeit anders als Co-Leadership. Die Vorteile liegen bei beiden in der Individualität und der Gestaltbarkeit des eigenen Lebensmodells. Besonders gut laufend und gleichzeitig verankernd sind Akzeptanz und Integration des Angebotes bei den Mitarbeitenden. Keiner muss befürchten, nicht ernst genommen zu werden oder als „Schmalspur“ zu gelten, das ist längst passé. Wir begleiten diese Paare sehr eng, koordinieren den Erfahrungsaustausch mit den anderen Couples und begleiten das Team. Das Team auf diese Reise mitzunehmen und gut zu versorgen, ist zunächst herausfordernd, aber dann läuft es meist besser als vorher.

An wen richtet sich das Angebot und wer nutzt es tatsächlich?

Das Angebot geht weit über die Geschlechterdimension hinaus. Ein Tandem kann Wissen aus erster Hand zwischen Generationen sicherstellen, zum Beispiel bei einer Übergabe vor Renteneintritt. Die Partnerschaft kann jedoch auch Hemmfaktoren wie unterschiedliche Zeitzonen oder Standorte überwinden. Es vereint außerdem verschiedene Professionen wie Expert- und Management-Rolle. Die Gründe für die Nutzung des Angebots sind so vielfältig wie ihre Mitglieder selbst. In jedem Fall geht es darum, das Beste aus zwei Personen zu vereinen und parallel den Arbeitsplatz an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Wie funktioniert das Matching der Tandam-Partner beim Co-Leadership?

Das hängt ganz stark von der zugrunde liegenden Motivation des Co-Leadings ab. Manchmal macht die Führungskraft den Vorschlag, weil sie darin eine optimale Lösung für ein bestehendes Personalthema sieht, und geht proaktiv auf die Personen zu. Manchmal suchen Hiring-Manager gemeinsam mit einem Mitarbeitenden, und manchmal finden sich die Couples selbst und bewerben sich im Tandem. Der entscheidende Schritt dafür ist eine gute HR-Kommunikationsstrategie, um bekannt zu machen, dass dieses Modell gewünscht und gelebt werden kann. Dann planen die Menschen ihre Karriere automatisch mit dieser Möglichkeit im Hinterkopf und begegnen ihren Kolleginnen und Kollegen sowie den Teams auch entsprechend. Das ist wirklich ein bisschen wie Single-Sein auf Partnersuche: Man schaut sich um.

Zur Interviewpartnerin:

Nina Straßner ist Head of Diversity and People Programs bei SAP SE und dort verantwortlich für die entsprechenden Personalprogramme für die 23.000 Mitarbeitenden in Deutschland. Sie ist Fachanwältin für Arbeitsrecht, Kolumnistin bei der WirtschaftsWoche, Vorständin der Charta der Vielfalt und gleichzeitig Ehefrau, Mutter, Bloggerin und Autorin.


Dieser Artikel ist in unserem Kundenmagazin Spotlight erschienen. Hier geht es zur PDF der gesamten Ausgabe.

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