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Moderne Gestaltungsformen in der betrieblichen Altersversorgung

Moderne Gestaltungsformen in der betrieblichen Altersversorgung

Der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie dominieren momentan die Nachrichten. Die Priorität der Politik ist auf diese Themen gerichtet. Eine aufgrund der demografischen Entwicklung dringend erforderliche Reform und Konsolidierung des deutschen Alterssicherungssystems ist in den Hintergrund getreten.

So fehlen im aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung die finanziellen Mittel für die im Koalitionsvertrag beschlossene Reform der gesetzlichen Rente: das Startkapital für eine Aktienrente. Am Kapitalmarkt kommt ein modernes Altersvorsorgesystem in der ersten Säule nicht vorbei. Auch wenn es krisenbedingt kurzfristige Ausschläge der Aktienmärkte nach unten gibt, so zeigt sich, dass in der Regel kurz- bis mittelfristig die Verluste wieder ausgeglichen werden. Der DAX zum Beispiel hat bereits Anfang 2021 seine Verluste durch die Coronavirus SARS-CoV-2-Pandemie wieder ausgeglichen. Der durch den Ukraine-Krieg verursachte Kursverlust ist bereits heute zur Hälfte wieder aufgeholt worden. Eine breit gestreute Anlage auf dem Kapitalmarkt bietet mittel- bis langfristig deutlich mehr Renditechancen als der Geldmarkt Die Europäische Zentralbank hat jüngst von einer Leitzinsanhebung trotz steigender Inflation (5,1 % im Februar 2022, 7,3 % im März 2022, 7,4 % im April 2022 im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat) abgesehen.  Erst im Sommer 2022 sind vorsichtige Zinsschritte geplant. Damit ist ein rasches Ende der Niedrigzinsphase in Europa nicht in Sicht.

Da vom Gesetzgeber keine tiefgreifende Altersvorsorgereform zu erwarten und die gesetzliche Rente ab 2030 durch Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge in der jetzigen Form nicht mehr finanzierbar ist, gewinnen die private und betriebliche Altersversorgung einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft. Und tatsächlich ist – nicht zuletzt wegen Corona – der Wunsch insbesondere der jüngeren Generation nach Sicherheit immer stärker spürbar. Hier kommen die Unternehmen in der Verantwortung. Die betriebliche Altersversorgung (bAV) als Instrument der Mitarbeitergewinnung und -bindung nimmt zukünftig eine immer größere Bedeutung in der Benefits-Landschaft und im Employer Branding ein. Für 67 % der befragten Unternehmen der aktuellen Lurse bAV-Studie stellt die Betriebsrente neben der Barvergütung eine wichtige Zusatzleistung dar. 51 % sind der Meinung, dass ihr Stellenwert als Instrument der Mitarbeitergewinnung und -bindung weiter deutlich zunehmen wird. Damit sind moderne kapitalmarktorientierte Konzepte in der bAV gefragt, die geeignet sind, der beschriebenen Negativentwicklung bei Zins und Inflation entgegenzuwirken und Arbeitnehmenden Sicherheit im Alter zu ermöglichen.

Wie sieht eine moderne bAV aus?

Die Lurse bAV-Studie 2021 zeigt den Trend weg von der Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) hin zur beitragsorientierten Leistungszusage (BOLZ) mit Kapitalmarktorientierung auf. Garantien in Form von Mindestverzinsungen sind angesichts des derzeitigen Höchstrechnungszinses von 0,25 % nicht mehr attraktiv und 100 prozentige Beitragsgarantien nicht mehr gestaltbar. Die Versicherungsbranche hat dieses Produktangebot für Neuabschlüsse aus dem Angebot genommen. Die Mehrzahl der Arbeitgeber hat gemäß der Lurse-Studie bereits gehandelt bzw. plant innerhalb eines Jahres, die Mindestverzinsung und die Beitragsgarantie zu senken. Garantien bieten angesichts der Inflation und des Niedrigzinses nicht die gewünschte Sicherheit. Der Kapitalmarkt entwickelt sich langfristig robuster.   Die langfristige Rendite eines durchschnittlichen, breit gestreuten Aktienportfolios entsteht aus Wirtschaftswachstum, Inflation und Dividenden.

Die betriebliche Altersversorgung umfasst aber mehr als nur die reine Absicherung des Ruhestandes. Auch auf dem Gebiet des Invaliditätsrisikos zeigt sich Vorsorgebedarf: Bereits vor einigen Jahren hat sich der Staat weitgehend aus der Berufsunfähigkeitsabsicherung zurückgezogen. Es wird lediglich eine in der Regel befristete Erwerbsminderungsrente gewährt. Bei Vorliegen einer Berufsunfähigkeit und der Möglichkeit, in einem anderen Beruf zu arbeiten ist keine gesetzliche Leistung vorgesehen.

Die bAV bietet zwei entscheidende Vorteile: Den langfristigen Sparvorgang und die Kollektivität. Auf Letzterem beruht ein neues Konzept der Versicherungswirtschaft zur Berufs- und Todesfallabsicherung, das am Ende dieses Artikels vorgestellt wird. Zunächst wird eine kapitalmarktorientierte Lösung zur Altersvorsorge beschrieben.

Lurse Rente ‘n‘ Rendite

Lurse bietet mit dem beitragsorientierten Modell „Rente ‘n‘ Rendite“ eine flexible Einbindung des Kapitalmarktes an. Im Rahmen der vorgegebenen Optionsmöglichkeiten legen die Arbeitnehmenden jeweils für sich fest, welcher Prozentsatz des Beitrags in eine klassische Versicherung fließt, z. B. 80 % oder 60 %. Der Restbeitrag steht für die Kapitalanlage zur Verfügung, deren Leistung nicht garantiert ist, so dass sich größere Renditechancen gegenüber der klassischen Versicherung bieten. Die Höhe der Aktienquote richtet sich nach der Laufzeit bis zur Altersgrenze. Je kürzer diese ist, umso mehr wird in den Geldmarkt umgeschichtet, so dass erreichte Gewinne aus der Aktienanlage eingeloggt werden und Schwankungen kurz vor der Altersgrenze vermieden werden. Das Investment Management erfolgt durch eine professionelle Investmentgesellschaft.

Sämtliche administrativen Prozesse sind papierlos, die Arbeitnehmenden können sich über ein digitales Portal informieren und ihre Vorsorge konfigurieren, indem sie Anwartschaftsberechnungen in Echtzeit vornehmen und ihre Entscheidungen, z. B. über die Höhe des Fondsanteils, einrichten. Auch spätere Änderungen lassen sich digital vornehmen.

Die Durchführung von Lurse Rente ‘n‘ Rendite als beitragsorientierte Leistungszusage kann über eine Direktzusage oder über eine Unterstützungskasse erfolgen. Letztere ist unzweifelhaft bilanzneutral und empfiehlt sich, sofern zusätzlich kollektive Berufsunfähigkeits- und/oder Todesfallversicherungen zugesagt werden.

Kollektive Berufs- und/oder Todesfallversicherungen

Klassische Risikoversicherungen ergänzen schon seit vielen Jahren das Spektrum der betrieblichen Altersversorgung. Der Vorteil im Vergleich zur privaten Vorsorge liegt in dem Verzicht auf individuelle Gesundheitsfragen oder gar ärztliche Untersuchungen aufgrund des großen Kollektivs. Die neuen kollektiven Berufsunfähigkeits- und Todesfallversicherungen gehen sogar einen Schritt weiter. Es wird der gesamte Bestand ohne jegliche Gesundheitsprüfung versichert. Dies erfolgt von Jahr zu Jahr neu, ohne Verpflichtung für den Arbeitgeber auf eine Fortführung. Die kollektive Gestaltung ermöglicht eine attraktive Gestaltung der Konditionen. Die Leistungshöhen liegen bei gleichem Beitrag teilweise um das Doppelte bis Dreifache höher als bei einer individuellen Lebensversicherung. Zudem ist die administrative Abwicklung stark vereinfacht, da nur die Listen der zu versichernden Arbeitnehmenden mitzuteilen sind. Zu beachten ist, dass in der Kommunikation gegenüber den Arbeitnehmenden und deren Gremien darauf hingewiesen wird, dass die Entscheidung für eine kollektive Risikoversicherung jährlich neu getroffen wird. Insbesondere sollte das Kriterium nicht anhand der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens festgemacht werden. Ansonsten könnte sich eine betriebliche Übung ergeben, die die Entscheidungsfreiheit des Arbeitgebers in Bezug auf die Folgejahre einschränkt. Zu empfehlen ist der Durchführungsweg Direktzusage, die aufgrund der jährlich neuen Entscheidung zu keinem Bilanzeffekt führt.

Fazit

Neben den aktuellen Herausforderungen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie bleibt aufgrund der demografischen Lage die notwendige zusätzliche Altersvorsorge auf der Tagesordnung. Solange der Gesetzgeber keine neuen Lösungen anbietet, sind moderne Gestaltungsformen der bAV innerhalb des bestehenden Rechtsrahmens gefordert. Hierbei führen die Vorteile der Langfristigkeit und des Kollektivs zu attraktiven Lösungen. Fondsbasierte Altersvorsorgeprodukte wie Lurse Rente ‘n‘ Rendite sowie neue Risikoversicherungen auf kollektiver Basis sind derzeit sehr gefragt und steigern im Wettbewerb um geeignete Arbeitnehmende das Employer Branding der Unternehmen.


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Dr. Carsten Schmidt
Manager, Aktuar (DAV/IVS)
Lurse

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