Rückblick auf den vierten Lurse Round Table CTA-Management
Gestaltung und Insolvenzsicherung von Altersteilzeit-Programmen
In deutschen Unternehmen und Konzernen sind Altersteilzeit-Programme (ATZ) und Vorruhestandslösungen trotz des zunehmenden Fachkräftemangels noch gängige Personalinstrumente. Bei Umstrukturierungen, die mit einem sozialverträglichen Stellenabbau verbunden sind, bieten sich ATZ-Lösungen an, zudem wird dieses Benefits-Instrument gerne für Freistellungen älterer Beschäftigter angewendet.
Auf dem Lurse Rund Table CTA-Management im Dezember 2022 stand u.a. das Thema Insolvenzsicherung von Altersteilzeitvereinbarungen auf der Agenda. Michael Siegler, Comp & Benefit Analyst bei Qualcomm CDMA Technologies berichtete in seinem Vortrag über die Handhabung der ATZ-Programme in seinem Unternehmen. Qualcomm ist seit mehr als 30 Jahren weltweit führend bei Innovationen im Bereich der 3G-, 4G- und 5G- Mobilfunktechnologie und Vorreiter auf dem Weg zu einer neuen Ära intelligenter Produkte, die Branchen wie die Automobil-, Computer- und IoT-Industrie revolutionieren.
Gestaltung von Altersteilzeit-Programmen
Qualcomm verfolgt in erster Linie das Ziel, Beschäftigte zu halten und für das Unternehmen zu begeistern, so Siegler. Er berichtete, dass von 1.600 berechtigten Beschäftigten in Deutschland 4 % die Altersteilzeitregelung von Qualcomm nutzen, was den Vorgaben des Tarifvertrages entspricht.
Qualcomm wendet das klassische ATZ-Blockmodell an. Die Zeitspanne unterteilt sich in zwei gleich lange Blöcke von bis zu drei Jahren, eine aktive und eine passive Phase. In der aktiven Phase arbeiten die Beschäftigten zu 100 % und erhalten 50 % ihres Gehaltes vor Eintritt in die ATZ. Die Passivphase sieht dieselbe Gehaltshöhe ohne eine Arbeitstätigkeit vor. Wie viele Unternehmen stockt der Technologie-Konzern die ATZ-Bezüge um mindestens 25 % auf.
Michael Siegler stellte zur Veranschaulichung der ATZ-Block-Lösung folgendes Beispiel vor: Ein Arbeitnehmer mit einem Jahresbruttogehalt von 100.000 € erhält in der aktiven ATZ, 50 % seines Gehalts vor ATZ, also 50.000 €, zuzüglich der tariflichen Aufstockung in Höhe von 30 % sowie der Rentenversicherungsaufstockung. Die andere Hälfte, also 50.000 € des ursprünglichen Bruttogehaltes, wird vom Arbeitgeber zuzüglich des Sozialversicherungsbeitrages in der Aktivphase angespart und in der Passivphase ausgezahlt. Der in der dreijährigen Aktivphase aufgebaute Erfüllungsrückstand in Höhe von 150.000 € zuzüglich Sozialversicherung wird in der Passivphase wieder auf Null abgebaut. Die untenstehende Grafik veranschaulicht dieses Beispiel.
Insolvenzsicherung von ATZ-Lösungen
Laut § 8a Altersteilzeitgesetz ist der Aufbau eines Wertguthabens einer Altersteilzeitvereinbarung, das den Betrag des Dreifachen des Regelarbeitsentgelts einschließlich des darauf entfallenden Arbeitgeberanteils am Gesamtsozialversicherungsbeitrag übersteigt, vom Arbeitgeber gegen das Risiko seiner Zahlungsunfähigkeit abzusichern. Der Arbeitgeber ist verpflichtet dem Arbeitnehmer die Sicherung des Wertguthabens alle sechs Monate in Textform nachzuweisen. Für den Betrag der Arbeitgeber-Aufstockung besteht keine Insolvenzsicherungspflicht.
Als Insolvenzsicherungsinstrumente kommen u. a. Kautionen, Pfandrechte und Treuhandlösungen infrage. Im Rahmen der Absicherung über Kautionen und Pfandrechte können Immobilien und Fuhrparks an die Mitarbeiter verpfändet werden. Bürgschaften, Patronatserklärungen und Schuldbeitritte ausserhalb des Konzerns bieten sich für kleine Absicherungsvolumen an, erläuterte Michael Siegler.
Für obiges Beispiel ist die Insolvenzsicherung des Erfüllungsrückstandes von 150.000 € zuzüglich des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung verpflichtend. Qualcomm nutzt zur Absicherung der ATZ-Wertguthaben eine Gruppentreuhand, die die gesamten Verwaltungsaufgaben abwickelt. Das Unternehmen bleibt wirtschaftlicher Eigentümer des übertragenen Vermögens. Das Wertguthaben ist konservativ als Cash-Einlage investiert. Für Qualcomm steht nicht die Rendite bei der Absicherung der ATZ-Wertguthaben im Vordergrund, sondern die Sicherung des Werterhalts ist oberstes Ziel. Gegen die anderen Insolvenzsicherungsinstrumente spricht der hohe Administrationsaufwand, so Siegler.
Alle sechs Monate teilt Qualcomm der Gruppentreuhand die Höhe des aktuellen Wertguthabens über ein HCM-System mit, woraufhin der Dienstleister einen Bescheid auf Nachdotierung erstellt. Wird diese erfüllt, erstellt das Gruppen-CTA eine Sicherungsbescheinigung für die Beschäftigten und die Sozialversicherung.
Aus der abschließenden Diskussion mit allen Teilnehmern des Round Tables CTA-Management ging hervor, dass die Treuhandlösung das gängige Insolvenzsicherungs-Instrument für ATZ-Lösungen ist. Der Mehrzahl der teilnehmenden Unternehmen investiert das ATZ-Sicherungsvermögen zusammen mit den Pensionsverpflichtungen in einen Spezialfonds, mit einem diversifizierten Portfolio, das sich aus Aktien, Anleihen und Immobilien zusammensetzt.
Fazit: Altersteilzeit-Modelle sind in großen und mittelständischen Unternehmen nach wie vor ein beliebtes Instrument zum sozialverträglichen Stellenabbau bei Restrukturierung und für ältere Mitarbeiter. Die gesetzliche Insolvenzsicherung der ATZ-Verpflichtungen über ein Gruppen-CTA ist eine einfache und gängige Lösung.
Utta Kuckertz-Wockel